
TONI WIRTHMÜLLER
KERNZONE / ROT #Urfeld-M
DIGITAL ART SPACE MÜNCHEN
Ausstellung: 22. November 2023 – 27. Januar 2024
Eröffnung: 21.11.2023 / 18 - 21 Uhr
Die Ausstellung KERNZONE / ROT #Urfeld-M im Digital Art Space ist die aktuellste Arbeit in Toni Wirthmüllers Work-in-Progress-Projekt, das er bereits im Corbusierhaus Berlin,
in der Neuen Galerie Dachau, im Kunstverein AK68 Wasserburg, in der Städtischen Galerie Rosenheim und zuletzt in der Neuen Galerie Landshut realisieren konnte.
Raumgreifende Assemblagen sind im Werk des Künstlers nicht neu, diese finden sich in seinen Arbeiten bereits seit den 1990er Jahren. Die speziell für den Digital Art Space
konzipierte Installation schafft einen begehbaren Bildraum, der durch den alles dominierenden roten Farbton eine wirkmächtige Suggestivkraft entwickelt.
Hierbei sind gebrauchte Kleidungsstücke und eine Mixtur aus verschiedenen textilen Stoffen, aber auch aus Papier, Pappe, Holz oder Plastikteilen das Trägermaterial für die
Farbgebung. Oft haben diese Objekte auch einen direkten autobiografischen Bezug zum Künstler.
Der menschliche Körper spielt eine wichtige Rolle in dieser Arbeit, vor allem die Frage nach dem Verlust der Körperlichkeit in Zeiten von Pandemie, Transhumanismus und KI.
Bei den von der roten Acrylfarbe komplett absorbierten Materialien und Objekten kann man die Herkunft immer noch erahnen. Auch die Körperbezogenheit und Intimität der jetzt
übermalten Textilien, die uns ehemals als zweite Haut und wärmende Schutzhülle dienten, ist noch spürbar.
Durch die Methode der Fragmentierung, Montage und Überlagerung wird ein dekonstruierender Upcyclingprozess in Gang gebracht. Wichtiger Bestandteil der
Assemblageanordnungen sind dabei sowohl fotogafische Digiprints auf Fahnenstoff, wie auch Videoscreenings und nicht zuletzt performative Aktionen vor Live– und Streaming-Publikum
in den sozialen Netzwerken.
Die einzelnen Objekte sind jeweils Fragmente einer Komposition, die Assoziationsräume eröffnen, um eine Atmosphäre der Erinnerung und persönlichen Berührung zu schaffen.
Fotos, Videos und auch Textfragmente, die hierbei zum Einsatz kommen, sind teilweise durch KI-Programme generiert. Der Einsatz neuer digitaler Technologien eröffnet einerseits
ungeahnte kreative Optionen, verändert andererseits drastisch die Existenzbedingungen von Künstler*innen - so werden Autorenschaft und Authentizität plötzlich in Frage gestellt.
Die Ausstellung im Digaital Art Space München versucht auf vielschichtige Weise sich mit den aktuellen Tendenzen auseinanderzusetzen und in sinnlich-haptischer Weise zu hinterfragen.
In kongenialer Kooperation werden dazu die von Wirthmüller eigens eingeladenen „Special Guests“ Stephanie Müller und Klaus Erika Dietl, aka
Mediendienst Leistungshölle, ihren Episodenfilm „Elegie einer Elefantin*“ präsentieren.
Dabei nehmen sie Anteil am Schicksal der Elefantin Topsy. 1903 wurde Topsy in Coney Island von der Filmcrew Edisons im Kampf um die Vorherrschaft der Stromanbieter
öffentlich mit Strom hingerichtet und gefilmt. Das Kameraauge war hier Richter und „Gaffer“ zugleich.
Ganz anders bei Dietl und Müller. In den einzelnen Episoden rückt die Elefantin auf poetische Weise in den Fokus. Textile Häute verdichten sich. Im Auge der Kamera werden
sie zur Landschaft. Wieviele Schichten braucht die Haut einer* Künstlerin*, um im Alltagszirkus bestehen zu können?
Der Soundtrack wurde von den Künstler*innen speziell für den Episodenfilm komponiert. Der haptische Klangkörper wird zum Sprachrohr für Topsy. Die Elefantin bekommt
eine Stimme und entzieht sich so den gewaltvollen Blicken der anderen. Sie tanzt aus der Reihe: Wer aus dem Rhythmus fällt, fängt an, sich zu bewegen.
Am 27.Januar 2024 (19 Uhr) werden die beiden Multimedia-Künstler*innen zur Finissage der Ausstellung eine Performance inszenieren.